La Biennale Architettura 2016
Reisebericht vom 29. November 2016 / saschakram
REPORTING FROM THE FRONT – so lautete das Motto der diesjährigen Architektur Biennale in Venedig. Ein besonderes Thema, denn es gab diesmal Keines! Vertreten waren viele international renommierte Büros aus Ländern rund um den Globus mit individuellen Themenbeiträgen in Form von Werkberichten, Modellen, und beeindruckenden Installationen. Von Ando, über Brandlhuber+Roth, Chipperfield, Foster, Kerez und Snozzi bis Zumthor war es bunt gemischt. Das machte den Besuch insofern noch interessanter und wertvoller, da deutlich wurde, welche Länder sich derzeit mit welchem Schwerpunkten befassen und mit welchen individuellen Lösungen, Statements und Visionen diese thematisiert werden. Schwerpunkte wie Zuwanderung, Nachhaltigkeit, Urbanismus und Technologie waren jedoch klar überwiegend. Während Deutschland die ‚arrival city‘ und die Flüchtlingsproblematik aufgegriffen hat, Italien die ‚Zukunft Venedigs‘, wirkte Russland beispielsweise mit seiner pompösen Selbstdarstellung in Form eines musikalisch begleiteten Rundumblicks über Moskau, einer Art (politischer?) Machtdemonstration relativ plump. Aber vielleicht habe ich die Intension auch nur nicht verstanden… sei’s drum. Neben den Länderpavillons auf dem Freiluftgelände des Giardini, dem ersten Teil (und Tag) der Ausstellung, waren im Biennale-Haupthaus gemischte Einzelprojekte zu sehen.
Der zweite Teil (und Tag!) der Ausstellung fand im Arsenale, den Hafenhallen statt, einem weitläufigen Areal auf dem es deutlich ruhiger und entspannter zugegangen ist. Wer es mochte und nur begrenzte Zeit zur Verfügung hatte, konnte sich sogar mit dem Golfmobil per hopp-on befördern lassen. Ruhe und Zeit waren hier definitiv erforderlich. Die Konzepte wurden hier etwas tiefer behandelt und so war es nahezu unmöglich, alle Inhalte mitzunehmen. Zwei Tage wären angemessen gewesen für das Arsenale! Besonders beeindruckt hat mich ‚the armadillo vault‘ der escobedo group in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich: ein komplett aus Steinplatten mit nur fünf Zentimetern Dicke, über sechzehn Meter freitragendes Gewölbe, nach Vorbild der gotischen Baukunst. Es kommt vollkommen ohne tragendes Grundgerüst aus, jede Platte trägt die Umliegenden. Ein Meisterwerk der Tragwerksplanung, technischem know-how und handwerklicher Präzision. Ich würde sagen, dass die Grenzen der Statik und der Materialien hier eigentlich längst überschritten wären. Die Platten wurden in Texas hergestellt, dort das Gewölbe testmontiert und schließlich wieder abgebaut und mit enormem Aufwand nach Venedig verschifft und dort in nur zwei Wochen wieder montiert.
Weitere Themenpunkte und Events waren in ganz Venedig verteilt. Dazu hat mir jedoch die Zeit leider nicht gereicht. Ein Event hab ich mir jedoch nicht entgehen lassen und gleich zu Beginn meines Aufenthalts besucht: Die Zaha-Hadid-Ausstellung im Palazzo Franchetti. Dazu finden Sie noch einen gesonderten Beitrag…
Fazit meiner dreitägigen Kurzreise im September: durchweg konzeptuell wirklich sehr, sehr stark und überzeugend, manchmal etwas zu viel. Darstellung und Präsentation haben mir gut gefallen, gute Abwechslung zwischen Sachlichkeit und Faszination. Ein wirklich nachhaltig wirkendes update, das ich mit nach Hause genommen habe. Ich werde wieder kommen! Dieses besondere Erlebnis aus Architektur untermalt mit ganz individuellen Stories rund um den Globus, und dazu inmitten des Kulturerbe Venedigs lohnt sich nicht nur für Architekturinteressierte!